Schmitzens Botanikseite 

Das Morphologische Kabinett

Nebenkrone

 
 
 

	Die Nebenkrone oder Paracorolle ist ein zusätzlicher Ring von Kronblättern in der Blüte, den es bei Vetretern der Familie Amaryllis-Gewächse (Fam. Amaryllidaceae) geben kann. Das bekannteste Beispiel ist die Blüte der Gelben Narzisse oder Osterglocke (Narcissus pseudonarcissus). (Abb. links). Zwischen den regulären 6 Kronblättern und den Staubblättern* ist eine röhrig verwachsene Nebenkrone (Nk) eingeschaltet.
	Die aufgeschnittene Nebenkrone einer Garten-Narzisse zeigt, dass die Staubblätter unten an der Nebenkrone ansitzen. Die Nebenkrone wird allgemein als rückenseitiger Auswuchs der Staubblätter gedeutet. Ableiten kann man dies durch einen Vergleich mit den eng verwandten Lauchgewächsen (Fam. Alliaceae):
	Beim Weinbergs-Lauch (Allium vineale, links) besitzt jedes Staubblatt seitliche Auswüchse, die in diesem Fall so lang sind, dass sie die die Blütenkrone überragen (Pfeil). Man kann diese als Nebenblätter der Staubblätter auffassen. Bei der afrikanischen Tulbaghia violacea (unten) sind diese Auswüchse über den Rücken der drei äußeren Staubblätter zu je einem kronblattartigen Zipfel verwachsen (Pfeil). Wenn man sich vorstellt, dass die Zipfel immer früher und gleichzeitig breiter werden, kommt man schließlich bei einer geschlossenen Nebenkrone an, die scheinbar als eigenständiges Organ ohne jeden Bezug zu den Staubblättern auswächst.

* Die Natur der männlichen Blütenorgane ist umstritten. Ob es sich wirklich um den Laubblättern völlig gleichzustellende Organe handelt, ist zumindest für bestimmte Verwandtschaftsgruppen zweifelhaft. Die eigentliche Fachbezeichnung Stamen (Einzahl) bzw. Stamina (Mehrzahl) umgeht dieses Problem elegant. Da ich hier möglichst wenig lateinisch-griechische Fachbegriffe benutzen möchte, habe ich ich mich an die derzeit gängige Sprachregelung in der Literatur und den einschlägigen Webseiten gehalten.