Allgemeines
 
 

Phalarido-Petasitetum
Im fortgeschrittenen Frühjahr treiben die Blätter der Pestwurz und die Blütenstände verwandeln sich in weißhaarige Fruchtstände. Der quer durch das Bild ziehende Bach ist zu dieser Jahreszeit nur noch zu ahnen.

Im Uferbereich kleinerer Fließgewässer, wo sich steiniger Untergrund mit sandig-lehmigen Anschwemmungen mischt, wächst die Pestwurzflur. Die namengebende Rote Pestwurz (Petasites hybridus)  breitet sich aggressiv aus und bildet deshalb schnell Dominanzbestände. Besonders im Sommer finden unter den bis zu 1,50m hohen Blättern nur noch wenige andere Arten ihr Auskommen. Deshalb ist die Zuordnung zu einer höheren Vegetationseinheit umstritten und es gibt Überschneidungen mit dem Glanzgras-Röhricht (Phalaridetum arundinaceae), Staudenfluren von Flussufern und Sumpfwiesen. Entsprechend ist die Pestwurzflur auch schon  von manchen Autoren diesen Gruppen zugeordnet worden. Heute wird allgemein die Zugehörigkeit zum Verband Alliarion anerkannt, in dem stickstoffliebende, kaum bis mäßig beschattete Staudenfluren auf frischen bis feuchten Böden zusammengefasst werden.
 

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Charakterarten
 

Petasites hybridus

 
Einzige und unübersehbare Charakterart ist die Rote Pestwurz (Petasites hybridus) (oben). Wie der verwandte Huflattich treibt die Art sehr früh den Blütenstand. Die Blätter entwickeln sich etwas später und wachsen im Sommer zu riesigen Wedeln heran.Wegen der starken Wüchsigkeit greift die Pestwurz auch auf die oben genannten Kontaktgesellschaften über.
 

Deshalb ist die Pestwurzflur trotz der Dominanz der Pestwurz sicher nur durch die Anwesenheit weiterer nitrophiler Stauden zu belegen, allen voran den Aegopodion-Verbandscharakterarten. Als erster ist hier der namengebende Giersch (Aegopodium podagraria) (rechts) zu nennen.
 

Eine weitere Verbandskennart ist die Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum). In der Abbildung unten sind neben den typischen Exemplaren auch Albinos zu sehen. Von der ähnlichen weißen Taubnessel (Lamium maculatum), die ebenfalls als Aegopodion-Verbandskennart gilt, unterscheiden sich die Albinos durch das Fehlen jeglicher Zeichnung der Blüten.

Aegopodium podagraria
 
 
Lamium maculatum
 
Neben den eigentlichen Verbandskennarten sind auch Begleiter aus den schon angesprochenen Kontaktgesellschaften bezeichnend und können deshalb als Differentialarten des Verbandes gewertet werden. Als Beispiel ist rechts die Wilde Engelwurz (Angelica sylvestris) abgebildet.
Angelica sylvestris

 
Aconitum napellus
In höheren Mittelgebirgslagen (in der Eifel schon ab ca. 400m) gesellen sich dealpine Elemente hinzu. Als Beispiel ist links der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) abgebildet. In den Alpen kommt die Art in Hochstaudenfluren und Grünerlengebüschen vor. In den Mittelgebirgen weicht die Art auf vergleichbare nährstoffreiche und relativ feuchte Biotope wie z.B. die Pestwurzflur aus.

Bisher wurden die locker verzweigten Mittelgebirgstypen des Blauen Eisenhuts als ssp. neomontanum von den alpinen Pflanzen mit wenig verzweigten, dichten Blütenständen als ssp. compactum unterschieden. Links ist der Mittelgebirgstyp in der Nähe von Schmidtheim (Eifel) abgebildet. In der Standardliste sind beide Unterarten wieder im Typus napellus vereinigt. Ich kann diese Verschmelzung nicht nachvollziehen. Im Gelände ist der Unterschied der Gestalt deutlich und in Gärten kultivierte alpine Formen blühen deutlich vor den heimischen.

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Vorkommen
 

Die Pestwurzflur ist an luftfeuchte Lagen gebunden. Im Rheinland steigt sie deshalb auch in die Niederungen herab, während sie sonst eher eine typische Mittelgebirgsgesellschaft darstellt. Sie besiedelt auch Sekundärstandorte. Ich habe die Gesellschaft sogar einmal an einem Bahndamm gefunden, wo die Drainage des Gleiskörpers für einen Wasseraustritt über schotterigem Grund gesorgt hat.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Chaerophylletum bulbosi

 
Barbarea stricta An Flüssen findet sich an entsprechenden Stellen die Flur des Knolligen Kälberkropfs (Chaerophylletum bulbosi). Die Gesellschaft steht etwas höher als die Staudenfluren des Convolvulion-Verbandes wie z.B. das Cuscuto-Convolvuletum. Als Ersatzgesellschaft der natürlichen Auwälder ist die Gesellschaft heute verbreiteter als früher. 

Charakterart ist der Knollige Kälberkropf (Chaerophyllum bulbosum), der stets reichlich vertreten ist und durch seine sparrig verzweigten Blütenstände auffällt (Abb. oben). Die Gesellschaft ist etwas wärmeliebend und eher kontinental verbreitet. Im Rheinland kommt sie deshalb nur am Rhein und seinen größeren Zuflüssen vor. 

Noch strenger an diese Umweltfaktoren ist die zweite Charakterart, das Steife Barbarakraut (Barbarea stricta) (links) gebunden, das deshalb im Rheinland auch viel seltener als der Knollige Kälberkropf ist. Vom Gemeinen Barbarakraut unterscheidet es sich durch die streng aufgerichteten Schoten, die dadurch am Hauptfruchtstand eng am Stängel liegen, während sie an den abgespreizten Seitentrieben schräg nach oben abgehen.

 
Die übrigen Gesellschaften des Aegopodion-Verbandes haben geringere Ansprüche an den Wassergehalt des Bodens und sind nicht auf die unmittelbare Nähe von Gewässern (oder vergleichbaren Sekundärstandorten) beschränkt. Sie sollen deshalb an anderer Stelle behandelt werden.
 

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Joachim Schmitz,  8 XII. 2001
Alle Fotos (c) Joachim Schmitz. Alle Rechte vorbehalten
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