Allgemeines

Parietarietum judaicae

Glaskraut-Flur mit Mauer-Glaskraut (Parietaria judaica) (Mitte) und Zymbelkraut (Cymbalaria muralis) (rechts).

Während die Mauerspalten-Gesellschaften aus der Klasse Asplenietea, z.B. die Mauerrauten-Flur (Asplenietum trichomano-ruta-murarie), Ausstrahlungen alpiner Felsspaltenvegetation darstellen, haben die Glaskraut-Fluren ihren Schwerpunkt im mediterran-atlantischem Raum. Sie haben deshalb nicht nur wesentlich höhere Ansprüche an das Klima sondern benötigen auch mehr Nährstoffe. Nur wenige Arten haben sich bis nach Deutschland ausgebreitet, wo sie ausschließlich als Kulturfolger an Mauern vorkommen. Deshalb wurde auch schon vermutet, dass die Arten von den Römern mit dem Weinbau nach Mitteleuropa eingeschleppt wurden.
        Wenn man nicht Reinbestände einzelner Arten zu Assoziationen erheben will, ist das Parietarietum die einzige Assoziation dieser Klasse im Rheinland.
 

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Charakterarten
 

Parietaria judaica

Wichtigste Kennart ist das Mauer-Glaskraut (Parietaria judaica) (oben), übrigens eines der wenigen heimischen Brennnesselgewächse.
 
Cymbalaria muralis
    Nicht ganz so wärmebedürftig und frostempfindlich ist das Zymbelkraut (Cymbalaria muralis [=Linaria cymbalaria]). Deshalb ist es auch viel weiter verbreitet als das Glaskraut. Das Zymbelkraut kann auch in der Mauerrautenflur (vgl. die Anmerkungen oben) vorkommen, was dann als eigene Subassoziation gewertet wird. 
     
     

 
Die Blüten des Zymbelkrauts ähneln kleinen Löwenmäulchen. Tatsächlich ist das Zymbelkraut mit dem Großen Löwenmäulchen (Antirrhinum majus) (rechts) verwandt, das hin und wieder in der Glaskraut-Flur verwildert. Deshalb gilt das Löwenmäulchen als Verbandscharakterart.
Antirrhinum majus
 
Der Goldlack (Erysimum cheiri [=Cheiranthus cheiri]) wird von Alters her als Zierpflanze kultiviert. Viele Vorkommen an Burganlagen deuten darauf hin, dass die Art aus dem früheren Burggarten ausgewildert ist. Die Wildform blüht leuchtend gelb. Gartensorten blühen auch von hellgelb über orange bis tief dunkelrot.
Erysimum cheiri

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Vorkommen
 

Die Verbreitung der Mauerglaskraut-Flur deckt sich mehr oder weniger mit dem Weinbau, beschränkt sich also im Rheinland auf die Täler des Rheins und der größeren Seitenflüsse. Z.B. wächst die Gesellschaft an der Mosel überall an Weinbergsmauern, Stadtbefestigungen und ähnlichen Standorten.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Cymbalarietum muralis

Das Zymbelkraut (Cymbalaria muralis) ist wiegesagt klimatisch wesentlich anspruchsloser und deshalb viel weiter verbreitet als das Glaskraut. Dies gilt auch für den südalpinen Gelben Lerchensporn (Pseudofumaria lutea, syn. Corydalis lutea) (im Bild Mitte unten). Beide Arten konstituieren das Cymbalarietum muralis (Zymbelkraut-Gesellschaft). Man beachte allerdings, dass Vorkommen mit Parietaria judaica grundsätzlich zum Parietarietum gehören und Reinbestände nur als ranglose Cymbalaria muralis-Gesellschaft gewertet werden können.

Goldlack (Erysimum cheiri) und weitere verwilderte Gartenpflanzen wie die Spornblume (Centranthus ruber) oder das Mauer-"Gänseblümchen" (Erigeron karvinskianuis) kommen oft in Reinbeständen vor, was Autoren dazu bewogen hat, dies als eigene Assoziationen aufzufassen. Eine Assoziation, die nur aus einer einzigen Art besteht, ist für mich aber ein Widerspruch in sich. Deshalb bevorzuge ich es, solche Bestände als Erysimum cheiri-Gesellschaft, Erigeron karvinskianus-Ges. usw. zu bezeichnen.

Zur Abgrenzung gegen Streifenfarn-Gesellschaften (Kl. Asplenietea) vgl. die obigen Ausführungen unter Allgemeines.
 

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Joachim Schmitz,  22. VII. 2004
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